Kodak Ektar 100 – Impressionen

Vor mittlerweile über eineinhalb Jahren hatte ich nach einer langen rein digitalen Phase wieder begonnen auf Film zu fotografieren, im Kleinbildformat (KB), hauptsächlich in schwarzweiß. Mit der Zeit kamen auch einige Farbfilme wie Kodak Color/Gold und Fuji C200 hinzu, alles günstige ISO 200 Filme. Die Ergebnisse die ich mit diesen Farbfilmen erhielt waren für mich persönlich wenig überzeugend. Während die Farben meist durchaus ansprechend waren, der Fuji etwas kühler wirkt als die Kodak Filme, war das Korn insbesondere bei Landschaftsaufnahmen mit viel blauen Himmel oder gleichmäßigen Hintergründen und bei Porträts für mich nicht mehr wirklich akzeptabel. Je nach Motiv setze ich bei SW Aufnahmen das Filmkorn durchaus bewusst als gestalterisches Mittel ein, bei Farbe hingegen finde ich es meist störend wenn es zu prägnant auftritt. Hinzu kommt, dass bei den o.g. Consumer KB-Farbfilmen das Korn schon auf 13×18 Abzügen teilweise störend sichtbar ist.

Eigentlich wäre das schon wieder das Ende der film-basierten Farbfotografie bei mir gewesen, nun hatte ich aber im Netz einige durchaus positive Reviews zum Kodak Professional Ektar 100 gelesen und diesen quasi als meinen letzen Versuch zur film-basierten Farbfotografie getestet.

In seinem Datenblatt [1] beschreibt Kodak diesen Film als weltweit feinkörnigsten Farbnegativ-Film :

KODAK PROFESSIONAL EKTAR 100 Film is the world’s finest grain color negative film. With ISO 100 speed, high saturation and ultra-vivid color, this film offers the finest, smoothest grain of any color negative film available today.

Tatsächlich wurde vor einiger Zeit bei aphognext.com [2] der Kodak Ektar einem recht umfangreichen Test unterzogen und hier wurde tatsächlich bestätigt, dass der Ektar 100 der (damals und heute (?)) feinkörnigste Farbnegativfilm am Markt ist. Das Auflösungsvermögen wurde empirisch zu 105 LP/mm bei einem Kontrast von 1:4 ermittelt was sehr beachtlich ist. Der Belichtungsspielraum ist im Vergleich zu anderen Farbnegativfilmen allerdings etwas geringer und liegt bei nur -1/+2 Blendenstufen.

Nachdem ich nun die entwickelten Negative aus dem Labor erhalten hatte und die ersten beiden Filme eingescannt habe bin ich von den Ergebnissen wirklich positiv überrascht (!) Durchweg satte Farben da wo sie sein sollen, keine grob offensichtlichen Farbfehler oder Farbverschiebungen von denen zuweilen im Netz berichtet wurde und in der Tat ein sehr feines Korn. Consumer-(Premium)-Prints (13×18 cm) schauen geradezu ‚digital‘ (?) aus, Korn ist bei dieser Bildgröße gar nicht sichtbar. Üblicherweise scanne ich Negative mit 4200 dpi, bei diesem Film konnte ich tatsächlich mit 5400 dpi noch ein Quäntchen mehr an Informationen aus den Negativen heraus kitzeln. Bei dieser Auflösung ist dann auch das Korn bei entsprechender Vergrößerung gut sichtbar.

Hier zwei exemplarische Fotos nebst jeweils einer Ausschnittsvergrößerung welche die Leistungsfähigkeit dieses Films eindrücklich darstellen. Alle Bilder wurden frei Hand ohne Stativ aufgenommen. Bezogen auf einen 24“ Full-HD Monitor hätten die kompletten Bilder (unten) dann ein stattliches Maß von 2m x 1,5m (!)

Nikon FE2 mit 135/2,8 auf Ektar 100
Ausschnitt aus obigen Bild

Am Monitor stellen sich Bilder in A3 und A2 Größe in ausreichend guter Qualität dar. Ich bin gespannt ob Prints in dieser Größe dem Eindruck am Monitor dann auch gerecht werden.

Nikon FE2 mit 50/1,4 auf Ektar 100
Ausschnitt aus obigen Bild

Nach diesen ersten überraschend positiven Ergebnissen werde ich die Fotografie auf Farbfilm wohl doch nicht so schnell aufgeben 😉

Hier noch einige weitere Impressionen zum Kodak Professional Ektar 100 KB-Film die vielleicht Lust aufs selbst Ausprobieren machen. Alle Bilder fotografiert mit einer Nikon FE2, mit einem AIS 50/1,4 und einem 28/2,8 AI.

Nachtrag

Mittlerweile liegen die ersten großformatigen Ausdrucke von Ektar 100 Negativen vor. Testweise wurden zwei Ausdrucke im A2-Format (40x60cm) angefertigt von zwei ausgesuchten Kodak Ektar 100 Negativen, eines davon zeigt die bereits oben abgebildete Burg. Aufgrund des hohen Vergrößerungsfaktors von 16,7 waren meine Erwartungen an die Ausdrucke überschaubar. Umso größer war meine Überraschung als ich dann die Ausdrucke in Händen halten konnte. Scharf und so detailreich, dass man sich in den zahlreichen Details des Bildes verlieren könnte.

Das Filmkorn ist eigentlich nur im Blau des Himmels leicht sichtbar und dort auch nur so moderat, dass es nicht stört und bei einem vernünftigen Sehabstand (Abstand = Bild-Diagonale) quasi unsichtbar wird. Betrachtet man das Bild aus einem sehr geringen Abstand (~15 cm) ist der Ursprung des Bildes in einem 35 mm Negativ natürlich erkennbar. Aber selbst bei diesem geringen Abstand ist das Bild (Ausschnitt) noch durchaus ansprechend.

Hier zeigt sich, dass bei Verwendung guter entsprechend hoch auflösender Filme in Kombination mit guten Objektiven (Festbrennweiten) auch vom Kleinbild Vergrößerungen im Bereich A2 sehr gut möglich sind. In der Tat könnte ich es mir sogar vorstellen ausgesuchte Negative auf A1 zu vergrößern, versuchen werde ich es auf jeden Fall.

Nachtrag 2

Es ist vollbracht, eine erste Vergrößerung im Format 60 x 90 cm (A1) von einem ausgesuchten Ektar 100 Negativ liegt vor. Im Vergleich zu den bisherigen Vergrößerungen auf A2 ist das nochmal doppelt so groß (!) Wer noch nie einen A1 Abzug in den Händen hatte, die Größe ist im Vergleich zu A4 oder A3 wirklich beeindruckend (!)

Bei diesem Vergrößerungsfaktor (25x) vom KB Negativ ist nun auch beim Ektar 100 das Korn gerade in homogenen Bildbereichen deutlich sichtbar. Das fertige Bild kann seine Herkunft vom KB-Negativ nicht mehr verschleiern, die erreichbare Schärfe und das Auflösungsvermögen sind limitiert, das Korn ist in vielen Bildbereichen sichtbar.

Aber, das oben gesagte gilt nur bei einem recht geringen Betrachtungsabstand von deutlich unter einem Meter (~20..50 cm). Bei einem vernünftigen Betrachtungsabstand, der in etwa der Bilddiagonalen entspricht (siehe auch den Artikel Vergrößerungen vom Kleinbild) sind die o.g. Einschränkungen praktisch nicht mehr sichtbar, das Korn verschwindet, die empfundene Schärfe nimmt deutlich zu und der Gesamteindruck des Bildes wird wirklich gut.

Ich persönlich habe kaum geeignete ausreichend große Wände um A1 Prints aufzuhängen und werde mich beim Ektar 100 i.d.R. auf A3 und A2 Prints beschränken. Im Frühjahr stehen allerdings Versuche mit dem Adox HR50, Festbrennweiten und A1 Prints an….

6 Kommentare zu „Kodak Ektar 100 – Impressionen

  1. hallo ! erstmal ein dankeschön für den ausführlichen beitrag !! top !!

    weiters wollte ich nun fragen ob es schon ein ergebnis gibt bzgl. des versuches vom ektar auf A1 zu vergrößern.
    ich arbeite selbst viel mit film (aber bei vergrößerungen habe ich bis dato immer aud DIA gesetzt)

    würde mich also wirklich sehr interessieren, da ich unlängst 4 stk. kodak ektar 100 gekauft habe zum testen

    da ich weiß das der ektar eine sehr hohe farbdichte hat und ein sehr feines korn – würde ggf. große abzüge anfertigen lassen.

    (ich arbeite wie sie, unter eigentlich all den von ihnen beschrieben verfahren / negativ/positiv film post produktion bis vor den print)

    mfG Valentin

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  2. Hallo Valentin,
    nein, A1 Vergrößerungen habe ich leider noch nicht machen können, obwohl die Bilder dafür bereits selektiert sind kam mir ein Kalender-Projekt dazwischen, das hatte Vorrang. Ich plane im Winter dieses Thema weiter zu verfolgen.

    Ich habe früher sehr viel auf Kodachrome 64 fotografiert, seit meinem Wiedereinstieg aber bisher nur auf Negativfilm. Der Ektar 100 ist hier soweit der erste (und einzige) Farbnegativfilm der mich von den Ergebnissen her (Farben, Auflösung) an den Kodachrome erinnert. Ich vermute aber aktuelle Dia-Filme schneiden da auch nicht viel schlechter ab, wenn überhaupt, habe aber mit diesen noch keine Erfahrungen gesammelt. Höhere Vergrößerungen von Consumer Farbfilmen waren bisher eher enttäuschend, der Ektar 100 ist da echt ein Ausnahmefilm.

    Einen Tipp kann ich dir noch geben, das ist in dem Artikel oben noch nicht erwähnt worden, ganz wichtig bei hohen Vergrößerungen ist es IMHO den Mikro-Kontrasts und die Kantensteilheit des Bildes vor dem Drucken zu erhöhen (Unscharfe Maske) und dabei die Dosierung so vorzunehmen, dass das Korn möglichst nicht oder kaum verstärkt wird, der subjektive Schärfeeindruck des Bildes aber dadurch deutlich zunimmt.

    Ich persönlich habe da wenig Zweifel, dass sich sehr gute KB Negative/Dias auch für A1 Abzüge eignen und wenn Farbnegativ dann auf jeden Fall der Ektar 100. Ich wünsche auf jeden Fall schon mal viel Erfolg (!)

    VG, Heiko

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  3. Hallo,
    eine kurze, vielleicht etwas komisch klingende Frage: wenn Du soviel Wert auf geringes Korn und farbtreue Wiedergabe legst, warum fotografierst du nicht (weiterhin) digital sondern schlägst dich mit den Limitierungen der Analogfotografie herum?

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    1. Servus Andreas,

      und nein, gar nicht komisch. Zunächst einmal, natürlich fotografiere ich auch weiter digital. Das eine schließt das andere bei mir überhaupt nicht aus.

      Und ich muss gestehen bis auf wenige Ausnahmen habe ich mich aus der analogen Farbfotografie wieder zurückgezogen aufgrund der erheblich gestiegenen Kosten für Filme die letzten Jahre. Ein Kodak Ektar kostet mittlerweile fast doppelt so viel wie seinerzeit bei meinem Wiedereinstieg.

      Deine Frage somit bezogen auf die analoge SW-Fotografie könnte man trefflich und sehr lang diskutieren. Für mich persönlich würde ich das vielleicht so zusammen fassen :

      Mit digitalem Equipment muss man (im Vergleich) viel falsch machen um technisch schlechte Bilder zu erzeugen, bei altem analogem Equipment muss man hingegen ziemlich viel richtig machen um technisch gute Bilder zu erreichen.

      Und das ist für mich einer der interessanten Punkte und auch Ansporn bei der analogen Fotografie. Mir macht es viel Spaß z.B. mit meiner Nikon FM2 (voll-mechanisch, voll-manuell, mit ein paar Festbrennweiten) unterwegs zu sein und mir bei jeder Tour/Bild die ich mache überlegen zu müssen, welchen Film+Entwickler, welche Belichtung, welche Blende, welche Objektive usw. usf. ich verwende um optimale Ergebnisse zu erhalten, und dass ohne die Option einer ‚Sofortkontrolle‘ vor Ort zu haben.

      Die älteste Kamera mit der ich zuweilen unterwegs bin ist eine Adox Mess-Golf von 1952 und wenn ich größere Prints mache erstaunt es mich immer wieder wie viel man aus dieser alten, einfachen Kamera (3-Linser) heraus holen kann, wenn man alles richtig macht.

      Klar geht das digital mit meinem iPhone & Co. *viel* einfacher und auch besser aber darum geht es gar nicht. Das ist manchmal denke ich wie Oldtimer fahren, macht einfach Spaß am Wochenende, aber zur Arbeit würde ich damit auch nicht fahren.

      VG, Heiko

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      1. Moin Heiko,
        vielen Dank für deine ausführliche Antwort. Ich wollte ein wenig Deine Motivation hinterfragen, analog zu fotografieren. Hintergrund: ich habe schon vor längerer Zeit von meinem Vater eine Minolta XD7 geschenkt bekommen. Die stand lange nur als Deko-Objekt auf einem Regal herum, habe sie vor einigen Wochen aber wieder gängig machen lassen (u.A. wurden die Lichtdichtungen getauscht). Nun überlege ich, ob ich zusätzlich zur 50er Linse noch in die eine oder andere Festbrennweite investieren soll. Ich bin gar nicht mal so sehr Hobby-Fotograf, würde aber schon gern wieder öfter zur Kamera greifen. Eine Digitalkamera besitze ich derzeit überhaupt nicht. Nun stellt sich mir die Frage, als Gelegenheitsknipser eher auf analog zu setzen oder doch was digitales. Wobei in letzterem Fall sicher keine kostspielige DSLR mit haufenweise Wechselobjektiven in Frage käme.

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      2. Servus Andreas,
        die Minolta XD7 ist eine wirklich schöne End-70-er Kamera. Hätte ich mich nicht vor langer Zeit auf Nikon festgelegt wäre die XD7 auch eine Option gewesen. Meine Empfehlung wäre ’nutzen was man hat‘, einen Kodak Gold rein oder bei SW z.B. einen Ilford XP2. Letzterer wird obwohl SW auch im C41 Farbprozess entwickelt, somit kann man ihn problemlos z.B. bei Rossmann, DM etc. entwickeln lassen und erhält da i.d.R. konstant gute Ergebnisse. Positiv-Abzüge kann man dort ebenfalls machen lassen. Die Alternative dazu wäre Heimentwicklung was recht aufwendig ist oder ggf. auch fertige Negative scannen, was einen guten Filmscanner voraussetzt. Hier gibt es aber auch wieder Dienstleister die einen Scan-Service anbieten tlw. auch inkl. Negativentwicklung. Das 50 mm Objektiv ist ein sehr guter Start, ich denke 75% aller Bilder bei mir entstehen mit einem Objektiv dieser Brennweite. Und noch ein Hinweis, ganz viel Hilfe zur analogen Fotografie findest du zB. bei https://aphog.com/forum/.
        VG, Heiko

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